Inhaltszusammenfassung:
Das ist das Schicksal von Paul, einem amerikanischen Lastwagenfahrer und Familienvater, der in einem Holzsarg aufwacht. Er wurde lebendig begraben und weiß weder, wer ihm das angetan hat, noch warum. Seine einzige Chance, diesem Alptraum zu entkommen, ist ein Handy. Schlechter Empfang, ein rapide schwindender Akku und Sauerstoffmangel sind die schlimmsten Feinde in seinem Wettlauf gegen die Zeit: Paul hat nur 90 Minuten, um gerettet zu werden.
Kritik:
Ein Mann, ein Sarg, ein Handy. So oder so ähnlich
zumindest lässt sich das Grundgerüst von "Buried" kurz und knapp
zusammenfassen. Klingt zunächst nach 90 Minuten gepflegter Langeweile -
gelingt es Regisseur Rodrigo Córtez und Hauptdarsteller Ryan Reynolds,
aus diesem Thema einen Film zu machen, der unterhalten kann?
Zunächst einmal muss man sagen, dass es dem Team wunderbar gelungen ist,
eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die dauernd zwischen
Depression, Wahnsinn und Wut hin- und her pendelt. Ich persönlich habe
mir noch keine Gedanken darum gemacht, wie es wohl wäre, lebendig
begraben zu werden, aber ja, ich stelle mir durchaus vor, dass die
Grundstimmung sehr gut eingefangen wurde. Córtez gelingt es, dem
Zuschauer das Gefühl zu vermitteln, zusammen mit Trucker Paul Conroy in
seinem Sarg irgendwo im Irak eingegraben zu sein. Klaustrophobisch,
böse, morbide... kurzum: einfach nur gelungen.
Die Handlung selber ist kurz gehalten. Conroy wird als einzige
Überlebender eines Truckkonvoys im Irak als Geisel in einem Sarg
vergraben. Aus dieser Kiste kommt er nur raus, wenn innerhalb eines sehr
kurzen Zeitrahmens ein Lösegeld von 5 Millionen Dollar an den Kidnapper
gezahlt wird. Zunächst ist die Thematik natürlich kein Novum, die
Umsetzung aber auch hier mehr als gelungen. Córtez baut eine konstante
Spannung auf, in der er immer wieder mit den Hoffnungen seiner
Hauptfigur, ihrer Enttäuschung und ihren Gedankengängen spielt.
Natürlich sollte man keine Wunder erwarten, denn wie bereits erwähnt:
Ein Mann, ein Sarg. Durch das Handy kommt aber immer wieder eine gewisse
Flexibilität in die Geschichte, sei es nun durch die verzweifelten
Versuche Conroys, seine Familie zu erreichen, sei es durch das verlogene
Verhalten des Rettungstrupps und seines Arbeitgebers oder die neuen und immer grausameren Forderungen des Erpressers. Der Zuschauer wird in
die Geschichte gezogen und auch erst am Ende wieder losgelassen. Es
geht ausgesprochen kurzweilig zu, auch wenn dieser Streifen mit
Sicherheit keine Empfehlung für einen Partyabend ist. Abzüge in der
B-Note gibt es jedoch für den Umstand, dass es schon unwahrscheinlich
scheint, wie viel auf einmal dem guten Mann zustößt (um nicht zu
spoilern, möchte ich mir gerne hier jedlichen Kommentar sparen). Hier
wäre weniger zu Gunsten der Glaubwürdigkeit bestimmt mehr gewesen.
Ebenfalls schade ist die Tatsache, dass "Buried" einer dieser Filme ist,
die nach einem Mal anschauen jeglichen Reiz verlieren. Sehr schade ist
auch, dass das Ende des Films spätestens ab der halben Laufzeit vorher
zu sehen ist. Zwar hat Córtez kurz vor dem Schluß noch einen etwas
überraschenden Joker zur Hand, der aber auch nur für einige Augenblicke
davon abzulenken vermag, dass man im Grunde ohnehin schon wusste, was
passieren wird.
Die darstellerische Leistung ist für mich die größte Überraschung des
Filmes gewesen. Natürlich muss man sich von Anfang an darauf einlassen
wollen, es 90 Minuten lang ausschließlich mit Ryan Reynolds zu tun zu
bekommen. Wer die früheren Filme des guten Mannes kennt, mag vielleicht
nicht glauben, dass er eine doch sehr ruhige Rolle ohne jeglichen
Action-, Liebes- oder Comedyanteil konsequent zu geben vermag, aber: er
kann es. Man nimmt ihm die Rolle des Paul Conroy von Anfang an ab - und
man zweifelt auch im Verlauf des kompletten Filmes nicht daran, dass man
es hier mit einem Menschen zu tun hat, der einfach nur verzweifelt ist.
Hier ziehe ich absolut meinen Hut, diese Leistung hätte ich Reynolds in
diesem Umfang nicht zugetraut.
Effektemäßig darf man natürlich nicht viel von "Buried" erwarten, auch
hier muss man sich den einzigen Handlungsort wieder vor Gesicht führen.
Dennoch macht das Team seine Aufgabe sehr gut, interessante
Kamerafahrten (soweit es das Setting zulässt), die die düstere und
klaustrophobische Grundstimmung noch weiter verstärken, dunkel gehaltene
Bilder und spartanische Beleuchtung. Understatement passt aber ziemlich
gut zu allem anderen, was "Buried" dem geneigten Filmfan bietet.
Fazit:
"Buried" ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Man sollte natürlich
kein großes Popcorn-Kino erwarten, sondern sich auf einen
spannungsgeladenen und bedrückenden Thriller mit einer nicht zu knappen
Dramaschlagseite einstellen, der von Anfang bis Ende zu unterhalten
weiß.
Bewertung: 8/10 Punkten
Keine Fassungsangaben bei Schnittberichte.com
Schönes Review. Besonders das Ende von "Buried" war nervenaufreibend, wenn auch vorhersehbar. Ich mag Filme mit einem gewissen Minimalismus und bin der Meinung, dass nicht viele Kulissen benötigt werden, wenn interessante Figuren und intelligente Dialoge vorhanden sind (Cocktail für eine Leiche, Das Fenster zum Hof, Der Gott des Gemetzels). Deshalb war ich auf Buried sehr gespannt und habe ihn bereits zweimal gesehen. Natürlich verliert er an einer gewissen Wirkung, da die Handlung bereits bekannt ist, aber in ein paar Jahren, könnte ich ihn durchaus erneut ansehen. Ryan Reynolds Leistung hat mich ähnlich positiv überrascht, wie Sam Rockwell in "Moon".
AntwortenLöschenIch hätte eine kleine Anmerkung zu deinem Blog. Findest du die Schrift nicht etwas zu klein?
Danke für deinen Kommentar. Ich gebe dir völlig recht, was die (unnötige) Kulissenfülle angeht, wenn der Rest des Films entsprechend viel hergibt, gerade das Fenster zum Hof ist in der Hinsicht wohl eine absolute Größe.
AntwortenLöschenJa, die Schriftgröße ist in der Tat etwas klein. Ich bin im Moment dabei, ein bisschen zu experimentieren, ich habe hier ja lange überhaupt nichts gemacht. Ich werde, wenn ich ein bisschen mehr Zeit habe, das Layout einmal komplett auf den Kopf stellen, die Schriftgröße steht in jedem Fall auf meiner To-Do-Liste.