Freitag, 20. Juli 2012

Stan Nicholls - Die Orks

Inhaltszusammenfassung:

Maras-Dantien, die Wiege der älteren Rassen und auch die Heimat von uns Orks, steht in Flammen. Die älteren Rassen und die Spätankommer, die so genannten Menschen, führen Krieg gegeneinander und Krieg ist unser Metier: Wir Orks leben für den Kampf.

Ich bin Stryke und mein Trupp, die Vielfrasse, gehört zu den Besten. Also war es nicht wunderlich, dass Königin Jennesta uns den Sonderauftrag erteilte, ein gestohlenes Artefakt wiederzubeschaffen. Doch dann stießen wir bei unserer Suche auf Probleme und konnten unsere Vereinbarung mit der Königin nicht einhalten.

Das gestohlene Artefakt muss wirklich wichtig sein, denn Jennestra erklärte uns im Nu für vogelfrei und hetzte uns alles auf den Hals, was sie anzubieten hatte: Kriegstrupps, Drachenpatrouillen, Kopfgeldjäger.

Jetzt haben wir erfahren, dass es noch vier weitere dieser Artefakte gibt. Wir wissen nicht, was sie bewirken oder wozu sie gut sind. Wir wissen nur, dass sie heiß begehrt sind. Also werden wie sie uns holen. Wenn es sein muss mit Gewalt! Schließlich sind wir Orks und drauf verstehen wir uns ...


Kritik:

Lange Zeit bin ich um "Die Orks" herum geschlichen, ohne mich so wirklich ran zu trauen. Auf der einen Seite liest sich die Thematik durchaus interessant, allerdings wirkt der Klappentext ein wenig reißerisch und die Verbindung zu Tolkien (dessen Herrn der Ringe ich im übrigen sehr schätze und deswegen immer äußerst skeptisch bin, wenn mich ein Buch zu sehr daran erinnert) ist einfach zu naheliegend. Irgendwann lag "Die Orks" dann aber auf dem Gabentisch, ich hatte also  keinen Grund mehr, mich darum herum zu drücken. 

Nicholls versteht es gut, aus den "Bösen Buben" der Fantasy einen durchaus sympathischen und - soweit das bei der gewählten Rasse möglich ist - menschlichen Haufen zu machen. Der Klappentext, der die Protagonisten als gewalttätigen Haufen von Mordbrennern darstellt ist also ziemlich überzogen. Was aber nichts macht, denn durch diesen Umstand hebt sich der Roman wohltuend von der Masse der Fantasy-Bücher ab, in denen Orks weitestgehend als Kanonenfutter und Bösewichte herhalten müssen. Geschrieben ist das Buch locker-flockig, ohne dabei zu sehr in einen trivialen Schreibstil abzudriften. Ebenso erzeugt der Autor vom Start weg einen Spannungsbogen, der den Leser nicht mehr los lässt. Man möchte unbedingt wissen, wie es mit Stryke und seinem Kriegstrupp weiter geht, man ist gespannt darauf, wie die internen Zwistigkeiten zwischen den Mitgliedern sich entwickeln, man ist gespannt darauf, was Strykes immer wieder eingestreuten Träume zu bedeuten haben - was aber auch der größte Schwachpunkt des Werkes ist, dazu aber später mehr. Die Charaktere selber sind gut gezeichnet und individuell ausgefallen und das nicht nur auf die Hauptakteure bezogen, auch hier unterscheidet sich "Die Orks" also vom Fantasy-Allerlei. Nicholls ist aber nicht nur in der Lage, Spannung aufzubauen, das zeigt er spätestens, wenn die "Vielfraße", so der Name des Kriegstrupps, in eine der (zahlreichen) Schlachten des Romans ziehen. Actionreich ist wohl der treffendste Ausdruck für diese Passagen. Und zwar Action auf Niveau eines FSK18-Filmes, es wird sich nicht zurück gehalten, es fliegen Körperteile in rauhen Mengen und die Darstellungen sind sehr explizit. Man sollte also nicht gerade zimperlich sein, wenn es um Gewaltdarstellungen geht. Ich selber habe damit wenig Probleme (wie man wohl auch an meinem Filmgeschmack erkennen kann), ich kann mir aber gut vorstellen, dass es durchaus potentielle Leser geben mag, die auf einige der geschilderten Details gut und gerne hätten verzichten können.

Ich erwähnte oben bereits die Traumsequenzen. Sie sind wichtig für die Handlung, keine Frage. Sie sind auch nicht schlecht geschrieben und fügen sich als ruhiger Gegenpol in die harte, actionlastige Haupthandlung ein. Leider zeichnet sich durch aber auch, spätestens im letzten Drittel ab, wo die Reise von Stryke und seiner Truppe hinführen wird und was es mit den Artefakten, nach denen sie sucht auf sich hat. Das ist etwas schade, hier hätte ich mir die Überraschung für einen späteren Zeitpunkt gewünscht. Dieser Umstand mindert die Motivation weiter zu lesen aber nur sehr bedingt, ob das Unterfangen letztlich gelingt wird tatsächlich erst auf den letzten Seiten aufgelöst - einen Abzug in der B-Note muss man hierfür also nicht zwangsläufig geben. Erwähnenswert ist auch, dass es zwar mittlerweile zwei Fortsetzungen gibt, aber zumindest der erste Teil eine in sich abgeschlossene Handlung bietet, man also nicht gezwungen ist, sich ale Teile gleichzeitig zu organisieren, wenn man einfach nur einmal wissen möchte, ob man sich mit den Orks anfreunden kann.

Fazit:

Wir haben es hier mit einem Buch zu tun, welches sich wohltuend von der Masse der Fantasy-Romane unterscheidet und dennoch jedem Fan des Genres ans Herz gelegt werden kann. Man wird auf knappen 800 Seiten von Anfang bis Ende gut unterhalten.

Bewertung: 9/10 Punkten

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