Sonntag, 26. August 2012

Machine Gun Preacher

Inhaltszusammenfassung:

Gerade aus dem Knast entlassen hat der Outlaw-Biker Sam Childers nichts besseres zu tun, als gleich wieder mit seinem Kumpel Donnie auf Achse zu gehen. Die beiden nehmen Dealer aus, sind selber drauf... das volle Programm. Bis zu diesem Tag, an dem Sam einen Anhalter (vermeintlich) umlegt. Etwas in ihm schreit nach Läuterung. Er wendet sich Gott zu - und in seinem Namen den Waisenkindern im Sudan. Und das mit durchschlagskräftigen Methoden.



Kritik:

Es ist bei autobiografischen Werken immer relativ schwer zu erkennen, wie viel Wahrheit nun dahinter steckt, was einfach nur reißerisch aufgemacht ist und was eventuell gar nicht den Tatsachen entspricht. Da kommt es einem solchen Film natürlich zu Gute, dass die Art des Konflikts und die generelle Thematik immer irgendwo aktuell ist. Leider.

Leider muss man auch gleich Eingangs erwähnen, dass speziell die Wandlung Childers unter einem recht schwachen Drehbuch krankt. Erst ist er noch der brutale Outlaw-Biker und binnen 5 Minuten Laufzeit hat er sich zu einem gottesfürchtigen Christen gemausert, der zudem auch noch seinen Job als Handwerker mal so eben erlernt zu haben scheint. Hier lässt der Film leider etwas an Authentizität und Glaubwürdigkeit missen. So beschäftigt sich etwa die erste halbe Stunde damit, dass er plündert, raubt und mordet, 5 Minuten später steht er als geläuterter Handwerker auf einer Baustelle und will von seiner Vergangenheit nicht mehr viel wissen. Fahrt nimmt er schließlich erst nach der ersten Stunde auf - das dafür dann aber auch gewaltig. Er ist spannend erzählt und hält den Zuschauer tatsächlich dazu an, dabei zu bleiben. Stark umgesetzt sind hierbei vor allem die Szenen, in denen Childers in seiner Kirche als Prediger auftritt. Sehr schön auch die Darstellung der immer mehr unter dem Engagement des Mannes leidende Familiensituation, die auseinander brechen zu droht. Die Aufenthalte im Sudan hingegen entbehren zwar auch nicht einer gewissen Dramatik und Spannung, sind aber meines erachtens nach etwas "Larifari" erzählt - und vor allem ohne die vom ach so gläubigen Christen ausgeübte Gewalt in irgendeiner Form zu reflektieren. Vielmehr vermittelt er den Eindruck, dass der Zweck in diesem Falle die Mittel heiligt. Ob das nun wirklich so sein darf, darf nun jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Tatsache ist jedoch, dass "Machine Gun Preacher" in diesen Passagen die Grausamkeiten des Bürgerkrieges mit teilweise recht brachialen Bildern darstellt und dabei auch Themen wie Kindersoldaten, ethnische Säuberungen und ähnliches nicht auslässt. Was man bemängeln muss ist die Tatsache, dass dem Zuschauer komplett verschlossen bleiben würde, dass sich die Handlung des Films über einige Jahre erstreckt, wenn da nicht das sichtliche Altern der Tochter wäre. Alle anderen Charaktere scheinen hingegen vom Highlander abzustammen. Unfähigkeit zu Altern inklusive. Alles in allem ist die Geschichte aber spannend erzählt, auch wenn für mich die (vielen) ruhigen Parts die eigentlichen Highlights darstellen, nicht die Actionsequenzen.

Auf der darstellerischen Seite kann man sich nicht beschweren. Gerard Butler gibt den Sam Childers überzeugend und war offenbar mit Herzblut dabei. Ansonsten konnte aber nur Michael Shannon als dessen bester Freund Donnie wirkliche Akzente setzen, der Rest des Casts war routiniert bei der Sache - ohne dabei aber wirklich zu glänzen. Für mich als Zuschauer stellt sich zudem die Frage, ob wohl einer der Darsteller auf die Idee gekommen ist, einen Teil seiner Gage an die bedürftigen Kinder zu spenden, die hier die eigentliche Hauptrolle spielen (sollten).

Auf der Effektseite gibt es nicht viel zu vermelden. Einige der gezeigten Bilder sind relativ drastisch, auch wenn sie natürlich mit Sicherheit nicht mit den echten Grauen des Krieges mithalten können. Es scheint aber so, dass man bewusst nicht auf einen Overflow gesetzt hat, sondern sich auf eine eher realistische Darstellung konzentrieren wollte. Das tut der ernsten Thematik des Streifens natürlich gut. Verstärkt wird die Wirkung noch einmal dadurch, dass es tatsächlich fast immer Kinder sind, die im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Sei es nun als Opfer oder als Täter. Hart.

Fazit: 

"Machine Gun Preacher" ist mit Sicherheit kein Meisterwerk, zu groß die Löcher im Drehbuch - besonders zu Anfang des Filmes - und zu hoch die Glorifizierung des Charakters Sam Childers und seiner Handlungsweisen. Dennoch ist es ein Streifen, der den Zuschauer mit einem äußerst unguten Gefühl in der Magengegend zurück lässt und über weite Strecken zu überzeugen weiß. Ich denke auch, dass er sehr gut dazu geeignet ist, schon längst vergessen, aber immer noch aktuelle Konflikte wieder ein bisschen in den Hinterkopf zu rufen.

Bewertung: 7/10 Punkten


2 Kommentare:

  1. Hmm, der Film polarisiert doch sehr stark, meine ich. Während ich hier einmal mehr lese, dass es sich lohnt, ihn einmal gesehen zu haben, lese ich andernorts, dass die moralische Fragwürdigkeit sowie die - von Dir bereits erwähnte - schlechte Personenskizzierung den Film zerstört. Ich bin gewissermaßen zwiegespalten und werde ihn wohl weiter vor mir herschieben. :-/

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    1. Also ich würde nicht wirklich von zerstören sprechen, da der Film dennoch eine aufrüttende Wirkung auf den Zuschauer hat. Wie gesagt, es bleibt etwas hängen - und ich mag solche Filme, die ein bisschen wie ein Schlag ins Gesicht wirken.

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