Inhalt:
Seit dem Tod ihrer Mutter leidet Jacks Schwester unter schweren psychischen Problemen, welche sich schließlich in einem Selbstmordversuch manifestieren. Das führt dazu, daß sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird. Jack jedoch ist der Meinung, daß seiner Schwester dort nicht geholfen werden soll, sondern daß dort alles nur noch schlimmer werden wird. Er beschließt, sich selber einweisen zu lassen, um sie dort heraus zu holen. Was er nicht wissen kann: der Klinikleiter experimentiert dort mit einem neuen Medikament, welches die "vorsinnflutlichen" Heilmethoden ablösen soll. Leider gibt es auch eine Nebenwirkung. Das Medikament macht aus den Versuchspersonen blutrünstige, unkontrollierbare Kannibalen...
Kritik:
Die Thematik an sich liest sich recht interessant, gab es bislang
doch noch nicht so viele Filme dieser Art, die in einer psychiatrischen
Anstalt gespielt haben. Na ja, einige schon... aber es ist trotzdem
etwas anderes, als halbnackte Teenies im Wald / der Wüste / dem
Landhaus der Eltern vor einem maskierten Wahnsinnigen mit einer mächtig
großen Hieb- oder Stichwaffe weglaufen zu sehen. Aus diesem Grund habe
ich mir den Film in der Videothek mitgenommen. Der Schauplatz an sich
wird auch sehr effektiv eingesetzt, da zunächst wirklich alles auf den
ganz normalen Wahnsinn, den man in einer solchen Institution erwartet,
hinweist. Hier kamen fast schon ein bisschen die Erinnerungen an
Kubricks "Einer flog über das Kuckucksnest" hoch. Bedrückend umgesetzt
und die Charakterzeichnungen der Insassen passen auch sehr gut. An
dieser Stelle muss man sagen, daß Buhler ein gutes Händchen für Kulisse
und Komparsen hatte.
Der Einstieg in den Film ist zwar zunächst ein wenig langatmig,
spätestens mit der Inhaftierung Jacks in den Hochsicherheitstrakt nimmt
der Streifen jedoch Fahrt auf und beginnt auch, die Spannung und
Athmosphäre, die sich aus dem Szenario heraus holen lässt, voll
auszunutzen. Man beginnt mit der sympathischen Hauptfigur mitzufiebern
und erwischt sich teilweise schon dabei, daß man ihr die Daumen drückt,
wenn sie wieder einen Fluchtplan ausheckt und dabei die Unterstützung
der Mitinsassen sucht. Später dann, wenn die "Helden" dann tatsächlich
versuchen, aus der Klinik heraus zu kommen, kommt es immer wieder zu
Angriffen der Kannibalen, zu verzweifeltem Widerstand gegen die in
Scharen auftauchenden Gegner - auch hier also: Tempo pur. Langeweile
ist bei mir zu keiner Zeit aufgekommen, da die Action den Film bestimmt
und durchweg spannend hält. Allerdings sollte man nicht erwarten, daß
der Film sich auch durch Humor trägt. Es gibt zwar den einen oder
anderen trockenen, situationsbezogenen Witz, aber wir haben es hier
eindeutig nicht mit einer Komödie zu tun. Unerwähnt bleiben sollte auch
nicht, daß die unvermeidlichen Klischees ebenfalls bedient werden
(Pillendealender Irrer, großer schwarzer Wachmann, nymphomane Irre
etc.), jedoch nicht so ausgiebig, wie es in den meisten modernen
Slashern der Fall ist.
Die Charaktere selber sind gut besetzt und die Schauspieler liefern
eine durchweg passable Leistung ab. Man nimmt ihnen die Rollen, die sie
spielen ab, genau so wie die zur Schau gestellten Emotionen. Der
einzige, der hier etwas aus der Reihe fällt ist Peter Stormare, der den
Klinkleiter mit etwas zu viel Enthusiasmus wahnsinnig erscheinen
lassen will. Ich würde nicht sagen, daß das gezieltes Overacting ist,
sondern wohl unbeabsichtigt herein gekommen ist - die anderen
Charaktere sind dafür einfach zu glaubwürdig. Aber dieser kleine Faux
Pas mindert den Gesamteindruck, den die Schauspielerriege bei mir
hinterlassen hat nur ein Wenig, nichts also woraus ich dem Streifen
jetzt einen Strick drehen würde.
Die Synchro ist gut gelungen und unterstreicht die Darsteller noch
einmal. Die Sprecher sind genau so motiviert und glaubwürdig wie die
Figuren und passen recht gut.
Die SPIO-Freigabe lässt schon vermuten, daß auch ein gewisser
Gewaltfaktor mit im Spiel sein dürfte. Dieser kommt vorwiegend im
letzten Drittel zum tragen, nachdem den Versuchspersonen die Flucht aus
ihren Isolationszellen gelungen ist und sie frei durch die Klinik
streifen können. Die Effekte sind hier handwerklich gut umgesetzt und
bieten keinen Grund zu meckern. Was am Anfang an Blut gefehlt hat, wird
jetzt ausgiebig nachgeholt. Diverse Fress-Szenen (die natürlich in
ihrer Umsetzung nicht so hart sind, wie man sie aus alten
Kannibalenschockern Marke Cannibal Ferox etc. kennt, aber immer noch
recht deftig daher kommen), eine Lobotomie, diverse spritzende Stich-
und Schnittverletzungen... es schmaddert also ordentlich, so daß
Gorehounds zumindest zum Schluß hin auf ihre Kosten kommen werden.
Erfreulicherweise wurde, obwohl sich das Szenario für so etwas geradezu
anbieten würde, auf den Einsatz von Torture Porn-Elementen verzichtet.
Fazit:
"Insanitarium" bietet 85 Minuten Unterhaltung auf gutem Niveau. Actionreich und stimmig umgesetzt, sieht man gerne
darüber hinweg, daß sich viel bei Klassikern verschiedener Genres
bedient wurde. Dabei heraus gekommen ist ein Film, den man am passensten
mit "Einer flog über das Kuckucksnest" meets "Re-Animator" meets "Dawn
Of The Dead" beschreiben lässt.
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