Freitag, 12. Oktober 2012

Stan Nicholls - Die Orks - Blutrache

Klappentext:

In ihrer neuen Heimat Ceragan führen die Orks ein friedliches, beschauliches Leben. Zu beschaulich, wie manche meinen! So kommt Oberbefehlshaber Stryke der Auftrag des Zauberers Arngrim gerade recht, die im fernen Acurial von Menschen versklavten Artgenossen zu befreien. Zumal an der Spitze der Unterdrücker eine alte Bekannte steht: die Hexe Jennesta. Doch die Befreiungsaktion erweist sich für die Ork-Krieger als ultimative Herausforderung...





Kritik:

Nachdem der erste Band mich ja doch ziemlich begeistert hat, war die Spannung - und nicht zuletzt natürlich auch die Vorfreude - auf "Blutrache" natürlich schon relativ hoch. Wie jeder, der sich schon einmal tiefergehend mit Fortsetzungen beschäftigt hat weiß, ist in solchen Fällen natürlich auch die Gefahr recht groß, bitter enttäuscht zu werden. Und wie ich leider sagen muss, ist diese Gefahr in diesem Fall zumindest teilweise zur traurigen Realität geworden.
Zu Beginn muss man sagen, dass der geneigte Leser nicht dazu verpflichtet wird, sich den ersten Band durchzulesen. "Die Orks" bildet eine in sich abgeschlossene Geschichte, während "Blutrache" der Auftakt zur "Bad Blood"-Trilogie ist. Die Ereignisse des Vorgängers werden in einem recht umfangreichen und in sich schlüssigen Rückblick noch einmal in Kürze abgehandelt und vermitteln vermutlich auch dem Orks-Einsteiger genügend Wissen, um sich ohne Schwierigkeiten auch mit dem hier vorliegenden Buch auseinander setzen zu können. Nicholls weiß auch hier einen guten Spannungsbogen aufzubauen, man möchte erneut unbedingt wissen, wie die Geschichte weiter geht, allerdings erreicht er nicht mehr die dichte Atmosphäre seines ersten Werkes. Traurigerweise muss ich auch sagen, dass ich an mehr als einer Stelle den Eindruck hatte, dass der gute Mann recht uninspiriert an "Blutrache" heran gegangen ist. So ist zum Beispiel die Begründung dafür, warum Strykes Kampftrupp erneut in den Krieg zieht doch sehr an den Haaren herbei gezogen. Auch hatte ich öfters den Eindruck, dass Nicholls sich zu sehr auf die Trademarks des ersten Buches konzentriert hat, die in erster Linie aus den recht harten und actionreichen Kämpfen bestehen - was ja generell nicht schlecht wäre, wenn sie flüssiger abgewickelt wären. Der Autor geht jedoch oft nach Schema "Figur 1 haut einen Gegner zu Brei - Szenenwechsel: Figur 2 haut einen Gegner zu Brei - Zurück zu Figur 1 mit neuem Gegner" vor, mir kommt das oftmals einfach zu abgehackt (hmm, hinsichtlich der oft durch die Gegend fliegenden Körperteile gefällt mir das Wortspiel) vor.

Auf der Charakterseite gibt es nicht großartig etwas zu vermelden. Wer das erste Buch kennt, kennt auch die wichtigen Figuren. Leider verlässt sich Nicholls schon sehr darauf, dass seine Leser keine Neueinsteiger sind, denn zu den Hinter- und Beweggründen der Orks gibt es in diesem Roman leider nicht viel, was vermittelt werden würde. Und so umfangreich der Rückblick auf die vorherigen Ereignisse auch ist, reicht er nicht aus um aus seinen Protagonisten und noch viel weniger seiner Antagonistin schillernde Figuren zu machen, vielmehr bleiben sie leider über weite Strecken doch eher blass. Leider bezieht sich das auch auf die neu eingeführten Charaktere, einzig der nervige Orkbarde sticht hier etwas heraus (und wer Asterix kennt, wird sich unweigerlich an Troubadix erinnert fühlen - hat zumindest bei mir öfters für das eine oder andere Grinsen gesorgt). Wo ich grade beim Thema grinsen bin: der streckenweise recht bissige und zynische Humor ist den Orks erhalten geblieben, auch wenn er jetzt seltener an die Oberfläche tritt. Ebenso erhalten geblieben ist die wenig unverholene Kritik auf unsere moderne Gesellschaft, etwas was auch schon den ersten Orkroman ausgezeichnet hat. Und wie auch im ersten Roman sind die Rollen von Guten und Bösen vertauscht, soll heißen dass die Vielfraße, so der Name des Kampftrupps, wieder die Helden sind und nicht ihrer klassischen Rollenzuteilung nach die Schurken. Diesen Part übernehmen wieder die Menschen, anders als in "Die Orks" gibt es hier jedoch keine Graustufen, sondern die Parteien sind eindeutig schwarz oder weiß. Zudem fällt der Verzicht auf die anderen aus dem Vorgänger bekannten Rassen auch etwas negativ auf, denn die Wirkung ist eindeutig: es gibt nur noch die Guten und die Bösen. Dazwischen herrscht gähnende Leere. Schade, denn gerade die Rassenvielfalt, die unterschiedlichen Weltanschauungen und nicht zuletzt auch die verschiedenen Positionierungen im politischen Gefüge der von Nicholls erdachten Welt waren doch sehr interessant.

Fazit:

Unter´m Strich muss ich sagen, dass mich "Blutrache" enttäuscht hat. Zwar ist es immer noch ein spannendes Fantasy-Buch, aber eben nicht mehr. Und das reicht nicht aus, um es über den gehobenen Durchschnitt zu heben. Dennoch: ich will wissen, wie es weiter geht, darum sind "Blutjagd" und "Blutnacht" auch schon im Regal. So enttäuschend war es dann doch nicht.

Bewertung: 6/10 Punkten

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