Dienstag, 4. September 2012

Kyle XY

Inhalt:

Der 16-jährige Kyle wacht in einem Waldstück nahe Seattle auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Er benimmt sich wie ein Kleinkind, weiß einfachste Dinge nicht, ist aber gleichzeitig ein Mathe-Genie. Zudem hat Kyle keinen Bauchnabel. Eine Psychologin kümmert sich um ihn und stellt bald fest, dass es sich bei ihm um keinen normalen Patienten handelt. Obwohl sie mit ihrem Ehemann bereits zwei Kinder hat, nimmt sie ihn bei sich zu Hause auf.





Kritik:

Was Science-Fiction und Fantasy angeht, bin ich immer sehr skeptisch, denn eigentlich sind beide Genres mit einigen Ausnahmen nicht unbedingt meine Welt. Und eigentlich hab ich mir Kyle XY nur aus einem Grund angeschaut: ich fand einige Tage vorher Jean-Luc Bilodeau in einem anderen Film äußerst sympathisch, sah mir seine Filmographie an, ob es da vielleicht noch mehr sehenswertes gibt und stolperte somit über Kyle XY. Der Name sagte mir etwas, aber die Serie ist damals komplett an mir vorbei gegangen. Ich hatte keine Ahnung, worum es ging. Und als ich mich informierte, zweifelte ich dann doch. Viele Serien scheitern bei mir ab dem Zeitpunkt, an dem die riesigen und ungeheuerlichen Verschwörungstheorien zu sehr in den Vordergrund rücken (so geschehen bei Akte X, Flashback und Fringe, die ich bis zum genannten eitpunkt geliebt habe). Die Befürchtung hatte ich im Fall Kyle XY auch.





Doch ich wurde eines besseren belehrt. Ohne viel spoilern zu wollen, gibt es genug Verschwörungen und Gefahren rund um Kyle und seine Mitmenschen, und es geht auch immer noch eine Nummer größer (Zzyzzx < Medacorp < Latnok), aber die Drehbuchautoren und Regisseure haben dennoch nicht vergessen, die alltäglichen Kleinigkeiten und vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Fokus zu rücken, was mir wirklich besonders gut gefiel. Außerdem fand ich es äußerst faszinierend, mich mit der Frage zu beschäftigen, wie es wohl sein mag, ein 16-jähriger "Neugeborener" zwischen lauter ausgewachsenen Teenagern zu sein. Man konnte Kyle geradezu beobachten in seiner Entwicklung. Was für mich viel ausgemacht hat, war der grandiose Spannungsbogen, den die Serie aufzubauen vermag. Man ist dringlich bemüht immer am Ball zu bleiben und mehr zu erfahren, während die Situation aber immer wieder von komischen und putzigen Begebenheiten aufgelockert wird. Ein weiteres großes Plus: ich fand es nicht allzu schwierig, dem Faden zu folgen trotz aller Wissenschaft, die eine große Rolle spielt. Sicherlich tun sich einem echten Wissenschaftler oder jemandem, der sich damit beschäftigt, einige Riesenlogiklücken auf, aber ich bin nur selten über Ungereimtheiten gestolpert, an die ich mich inzwischen nicht einmal mehr erinnere und die ich deswegen auch nicht benennen kann.

Die Schauspieler, die lieben Schauspieler. Matt Dallas in der Hauptrolle war eine gute Wahl. Ich weiß nicht genau, ob er wirklich immer ein wenig dümmlich und naiv aus der Wäsche guckt oder ob es einfach gut geschauspielert war, Fakt ist jedoch, es passte wie die Faust aufs Auge für diese Rolle. Er hat den von Herzen guten, etwas naiven und unsicheren, hilfbereiten Kyle einfach grandios dargestellt. Jean-Luc Bilodeau ist als Josh ebenfalls in seiner Rolle aufgegangen und abgesehen von Kyle und Declan hat man hier die beste Charakterentwicklung gesehen. Womit wir gleich beim nächsten wären: Chris Olivero hat den Sprung vom Badass zum Helden locker geschafft, ohne großen Schnörkel und ohne übertriebenen Pathos. Ebenfalls eine gute Wahl war Bruce Thomas als Familienvater, der auch Fehler macht und sie eingestehen kann. Gerade die Rolle mancher Eltern in vielen Filmen und Serien erscheint mir einfach zu perfekt und fehlerlos. Besonders positiv überrascht hat mit Jaimie Alexander als Jessy. Es gelingt ihr unentwegt, dass man mit ihrer Rolle Mitleid hat, sich mit ihr freut oder sie abstoßend und unsympathisch findet. Diese Gratwanderung ist fast noch ein wenig bewundernswerter als die von Matt Dallas. Die mir sympathischste Figur war die des Tom Voss, verkörpert von Nicholas Lea. Besonders die erste Staffel hat er maßgeblich mit am Leben gehalten, weil man nie ahnte, auf welcher Seite er steht. Und wenn er später immer wieder auftauchte, war es jedes Mal ein Highlight. Natürlich gab es auch kleine Aussetzer: Kirsten Prout zum Beispiel gefiel mir mit ihrem ewigen Gejammer und ihren wässrigen Augen gar nicht und erinnerte mich immer stark an eine Joey aus Dawson's Creek (die mir mit voranschreitender Folgenzahl auch proportional mehr auf den Kranz ging) oder an eine Claire Forlani, die auch immer aussieht, als würde sie jeden Moment anfangen zu heulen.

Fazit:

Kyle XY ist eine durch und durch gelungene Serie, von der es mir ein Rätsel ist, warum sie abgesetzt wurde. Obwohl ich darauf vorbereitet war, kam von mir auch ein empörtes Schnaufen, als die letzte Folge mit einem Cliffhanger endete. Ich hätte mir gewünscht, dass man zumindest ein würdiges Ende kreiert hätte. Leider schneidet man aber mittendrin den Spannungsbogen einfach ab und lässt dieses kleine Meisterwerk unvollendet. Angesprochen fühlen sich hier sicher nicht nur Frauen wie Männer, sondern auch - wahrscheinlich war das auch das Zielpublikum - Teenager, sowohl Mädchen als auch Jungen. Wer ScienceFiction, Fantasy und ein wenig Mystery mag, sollte sich Kyle XY trotz des abrupten Abbruchs der Serie ruhig anschauen, es lohnt aich auf jeden Fall trotzdem - un das von mir, die offene Enden förmlich hasst.

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